Teachers Talk
Michael Feurstein
In dieser Ausgabe verrät uns Michael Feurstein vom Institut für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien, was für ihn gute Lehre ausmacht. Der Gewinner des eTeaching Awards im Rahmen der Innovativen Lehre 2017 erklärt außerdem, wie er neue Medien in der Lehre gewinnbringend einsetzt. |
Was macht für Sie gute Lehre aus?
Kurz gesagt ist gute Lehre für mich, wenn ich nach einer Lehrveranstaltung das Gefühl habe, dass bei einigen Studierenden die Inhalte nachhaltig angekommen sind und verstanden wurden, d.h. wenn ich den sogenannten „Aha-Effekt“ im Hörsaal gespürt habe.
Generell besteht gute Lehre aber für mich aus mehreren Teilen. Ein Teil wäre jedenfalls der Bezug zu aktuellen Themen. Wenn man bestimmte theoretische oder generische Inhalte wie die Kryptographie in Bezug zu aktuellen Themen wie der Blockchain-Technologie setzt, macht das die Inhalte für die Studierenden greifbarer und spannender.
Ein weiterer Teil wären “echte” Beispiele und Einblicke. Ich lege sehr viel Wert auf Beispiele, die man nicht mal eben so auf Youtube findet, oder salopp formuliert “eh schon kennt”. Eigene Erfahrungen aus dem Bereich Software-Entwicklung und Open Source helfen mir außerdem Einblicke zu vermitteln.
Ein letzter Aspekt der mir zu guter Lehre noch einfällt, wäre die Fähigkeit Komplexität reduziert auf das Wesentliche kommunizieren zu können. Gerade in meinem Fach der Wirtschaftsinformatik gibt es Themen die für Außenstehende oft schwer verständlich sind, wie zum Beispiel IT Governance, Datenbanken oder Software Entwicklung. Solche Themen so aufbereiten zu können, dass sie für die Studierenden klar werden, zählt für mich auch zu guter Lehre.
Was hat Ihnen zu Beginn Ihrer Lehr-Karriere am meisten geholfen?
Am meisten geholfen hat mir definitiv das vorhandene Lehrmaterial, auf das meine eigenen Inhalte aufbauen konnten – Stichwort: Wiederverwendung. Dadurch war für mich klar, welche Themenschwerpunkte gesetzt werden, und ich konnte darauf aufbauend immer wieder neue Themengebiete ergänzen. Das fand ich sehr hilfreich.
Von einem Wirtschaftsinformatiker erwartet man ja besonders kreativen Einsatz von e-learning Elementen. Welche Tipps haben Sie für den Einsatz „neuer“ Medien in der Lehre?
Die Frage ist hier, was kreativ heißt. Ich habe von Beginn an video-based learning Konzepte in meiner Lehre eingebaut und iterativ verändert. Studierende erstellen kurze Erklärvideos zu relevanten wissenschaftlichen Publikationen, diese werden peer reviewed und teils im darauf folgenden Semester wieder verwendet. Mittlerweile nehme ich auch alle meine Lehreinheiten mit dem neuen Lecturecast System der WU auf und stelle alles zur Verfügung. Ob das wirklich kreativ ist, sei dahin gestellt - es schafft aber für die Studierenden einen Mehrwert und kommt auch sehr gut an.
Wichtig ist als Lehrender denke ich auszuprobieren und vor allem Mut zum Fehler zu haben, da die Studierenden es einem hoch anrechnen, wenn man mit den “neuen” Medien auch mal was ausprobiert. Ich habe zum Beispiel von SMART Board die neuen kollaborativen Tools ausprobiert mit denen Studierende übers Smartphone Begriffe an die Tafel “werfen” konnten. Danach haben wir die Begriffe zusammen neu geordnet. An sich nichts Neues – es hat die Lehre jedoch aufgelockert und die Studierenden waren interessiert und motiviert. Mein Tipp lautet also: möglichst viel ausprobieren, jedoch nur punktuell und nicht zu überladen einsetzen.
Was schätzen Sie besonders an der Lehre?
Dadurch dass ich mich jedes Semester aufs Neue mit neuen Themen in der Informationstechnologie auseinandersetze, um diese möglicherweise im Kontext meiner Lehrveranstaltung zu behandeln, bleibe ich immer offen für neue Entwicklungen und halte mich somit am Laufenden. Das schätze ich sehr und kann ich auch in anderen Bereichen gut anwenden.