Vom virtuellen in den physischen Lehrraum
Take-aways für die Präsenzlehre
Nach mehreren Semestern Online-Lehre haben wir uns mit dem virtuellen Raum gut vertraut gemacht und die Lehre entsprechend angepasst. Nun geht es wieder zurück in die Hörsäle am Campus. Welche Methoden und Techniken, die online gut funktionieren, lassen sich auch in Präsenz umsetzen? Wir haben für Sie ein paar Tipps und Anregungen zusammengestellt, wie Sie Bewährtes aus der Online-Lehre auch für die Präsenz nutzen können.
Lernen auch außerhalb des Lehrraums
Durch den Transfer in den virtuellen Raum wurde bewusster überlegt, welche Inhalte besser in Face-to-face Einheiten vermittelt werden und welcher Lernstoff sich für Selbstlernphasen eignet. Dass die Kombination aus synchronen und asynchronen Phasen besonders motivationsfördernd ist, lässt sich beispielsweise auch durch die Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan (1993) erklären. Diese besagt, dass die drei menschlichen Bedürfnisse nach Autonomie, nach Kompetenzerleben und nach sozialer Eingebundenheit befriedigt sein müssen, um besonders motiviert zu sein. In Selbstlernphasen können Studierende frei entscheiden, welche Aufgaben, Lernmaterialien oder Lehrvideos sie wann und wie intensiv bearbeiten möchten und erfahren dadurch Autonomie. Durch das selbstständige Bearbeiten entsteht auch ein Kompetenzerleben, welches durch Feedback in den Präsenzphasen verstärkt werden kann. Ergänzend dazu erfüllen die synchronen Einheiten das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit. Es lohnt sich also auch weiterhin Präsenz- und Selbstlernphasen zu kombinieren und diese bewusst zu gestalten, um die Motivation der Studierenden zu unterstützen!
Mitarbeit auf unterschiedlichen Kanälen ermöglichen
Im physischen Raum findet Mitarbeit und die Vergabe von Mitarbeitspunkten häufig über Wortmeldungen statt. Was sich im Online-Setting bewährt hat, ist die Möglichkeit für Studierende, über verschiedene „Kanäle“ Mitarbeitspunkte zu sammeln. Die Präsenzeinheit kann beispielsweise durch einen Live-Chat ergänzt werden sowie aktivierende Quizze, Brainstormings, Abstimmungen (z. B. mit Mentimeter oder Sli.do). Wer sich dabei beteiligt, kann ebenfalls Mitarbeitspunkte erhalten. Besonders in großen Lehrveranstaltungen haben nicht immer alle Studierende die Möglichkeit, Mitarbeitspunkte zu sammeln, da oftmals die Zeit nicht für alle Wortmeldungen reicht. Zudem fällt es gerade schüchternen Studierenden oft auch leichter, Fragen und Beiträge schriftlich zu formulieren. Tools wie Mural, Padlet, kahoot, sowie die Lernplattform können weiterhin genutzt werden, um Mitarbeitspunkte durch asynchrone Aufgaben zu vergeben. Durch die Varianz können unterschiedliche Lernmöglichkeiten berücksichtigt werden. Wenn Sie Mural in der Präsenzlehre einsetzen möchten, finden Sie in diesem Newsletter Inspiration.
Abwechslungsreiche Assignments und Assessments
Durch die Pandemie wurde besonders deutlich, wie groß die Varianz an möglichen Assignments und Assessmentformen ist. Während manche Assignments in der Distanzlehre notgedrungen ausgewählt werden mussten, kann nun noch einmal, im Sinne des Constructive Alingments, reflektiert werden, welche Assignments sich am besten eignen, um das Erreichen der Lernziele in der eigenen LV zu überprüfen. Neben Open Book & Take-Home Exams, können beispielsweise anstatt PowerPoint Präsentationen auch auditive Medien wie Videos oder Podcast als formative oder summative Assignments produziert werden. Das King‘s College hat ein Q&A erstellt, wie Podcasts und Videos in der Lehre eingesetzt werden können. Wenn sie selber Videos oder Podcasts produzieren möchten, gibt es spezielle Workshops im Sommersemester.
Experimentieren
Eine aktuelle Studie (Bank et. al, 2021) hat gezeigt, dass sich durch die Notwendigkeit, die Lehre kurzfristig auf online umzustellen, eine Art Experimentierphase an den Hochschulen entwickelte, welche die Akzeptanz für neue Lehrmethoden gestärkt hat. Durch das unmittelbare Feedback der Studierenden auf neue Formate und den offenen Austausch unter Kolleg*innen entstand eine reflexive Grundhaltung, die Innovation erleichterte. Nehmen Sie diesen „Spirit“ mit in die Präsenzlehre, um weiterhin Neues zu testen! Und vielleicht lässt sich der Neustart am Campus auch nutzen, um den Austausch mit den Kolleg*innen, der sich in der Phase der Distanzlehre intensiviert hatte, fortzusetzen? Um Erfahrungen weiter zu geben und vom Austausch über die Lehre zu profitieren, lohnt sich beispielsweise ein gegenseitiger Besuch im Hörsaal. Anregungen dazu erhalten Sie im Artikel „Kollegiales Feedback“.