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Teaching & Learning Academy
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1.2 Lehrveranstaltungen planen

Als Lehrende/r tendiert man bei der Lehrveranstaltungsplanung dazu, sich stark an Inhalten zu orientieren. Wenn die Planung sich rein an den Inhalten orientiert, führt das aber häufig dazu, dass der Aufwand für die Lehrenden steigt: Der Fokus auf die Inhalte führt dazu, dass zu viele Inhalte recherchiert werden. Häufig passt dann auch das Prüfungsformat nicht zu den Vorstellungen des/der Lehrenden, was die Studierenden in der Lehrveranstaltung lernen sollen.

Natürlich hat eine Veranstaltung, die nicht gut strukturiert ist oder in der die Lehrmethoden nicht mit den Lernzielen abgestimmt werden, auch auf die Lernenden Einfluss: Wie die Hattie-Studie (2015) belegt, sind passende Lehrmethoden, aber auch konkrete Lernziele und bekannte Leistungsanforderungen Faktoren, die sich positiv auf das Lernen der Studierenden auswirken.

Es gibt also gute Gründe, der Planung von Lehrveranstaltungen genug Zeit einzuräumen. Die meisten Expert/inn/en empfehlen, mit der Erstellung von Lernzielen oder Learning Outcomes zu starten und dann sukzessive von einer Grobplanung des Semesters zu einer Feinplanung der einzelnen Einheiten zu gelangen (z. B. Svinivki/McKeachie 2011, Ulrich 2016, Dee Fink 2013). Dazu hat es sich als hilfreich erwiesen, die folgenden Schritte zu verfolgen (angepasst nach Ulrich 2016: 38 und Dee Fink 2013. 75 f.).

Wie?

Wenn Sie eine neue Lehrveranstaltung übernehmen, sollten Sie als erstes die Rahmenbedingungen klären. Rechtliche Vorgaben, wie z. B. der Studienplan, in dem Ihre Lehrveranstaltung angeboten wird, aber auch die Prüfungsordnung Ihrer Universität beeinflussen die Abhaltung Ihrer Lehrveranstaltung. Außerdem haben auch der zugewiesene Raum oder die zur Verfügung stehenden Lehrtechnologien Einfluss auf Ihre Lehrveranstaltung. Die folgenden Fragen können Ihnen bei der Abklärung helfen:

  • In welchem Studienplan wird die Lehrveranstaltung angeboten?
  • Was haben die Studierenden vor Ihrer Lehrveranstaltung bereits gelernt und worauf soll Ihre Lehrveranstaltung sie vorbereiten?
  • Welches Format hat die Lehrveranstaltung?
  • Können Sie die Lehrveranstaltung geblockt abhalten?
  • Wie viele Studierende werden wahrscheinlich daran teilnehmen?
  • In welchem Raum wird die Lehrveranstaltung abgehalten?
  • Gibt es eine Lernplattform, die Sie nutzen können?

Infos zu den Rahmenbedingungen der Lehre an der WU finden Sie im Kapitel FAQs.

Als nächsten Schritt bei der Planung Ihrer Lehrveranstaltung sollten Sie sich als Lehrende/r Gedanken darüber machen, was Ihre Studierenden am Ende der Lehrveranstaltung wissen und können sollten. Noch stärker als Inhalte, bedingen Lernziele die Lehr- und Prüfungsmethoden, die in der Lehrveranstaltung zum Einsatz kommen. Bei der Planung Ihrer Lehrveranstaltung sollten Sie konkrete Lernziele formulieren. Sind diese Lernziele überprüfbar, eignen sie sich zur Planung der Lehr- sowie der Prüfungsmethoden. Näheres finden Sie unter Learning Outcomes.

Bei der Formulierung der Learning Outcomes sollten Sie immer die Rahmenbedingungen im Kopf behalten. Wenn Sie bspw. möchten, dass die Studierenden in Ihrer Lehrveranstaltung Präsentationsfähigkeiten erwerben, dann macht es für Ihre Planung einen großen Unterschied, ob Sie in einer Gruppe mit 30 oder 180 Studierenden unterrichten. Manche Lernziele lassen sich in bestimmten Settings auch gar nicht umsetzen und müssen daher verworfen werden.

Auf Basis der formulierten Learning Outcomes sollten Sie im nächsten Schritt die nötigen Inhalte, die Lehrmethoden sowie die Prüfungsformen auswählen. Besonders wichtig ist dabei, dass Sie die Inhalte an den Learning Outcomes ausrichten: Welche Inhalte benötigen die Studierenden, damit sie die definierten Learning Outcomes erreichen können?

In weiterer Folge sollten Sie sich überlegen, welche Inhalte Sie selbst erklären möchten (Vortrag, Input, evtl. Video) und welche Inhalte sich zur Erarbeitung durch die Studierenden eignen (je nach Format in Partner- oder Gruppenarbeit, Selbstlernphasen außerhalb der Lehrveranstaltung, über Präsentationen der Studierenden, Hausübungen etc.). Wenn Sie unsicher sind, welche Lehrmethoden Sie einsetzen könnten, finden sie Inspiration unter Lehrveranstaltung durchführen.

Besonders relevant ist auch die Wahl der Prüfungsform, da insbesondere sehr effiziente oder wenig motivierte Studierende Ihr Lernen hauptsächlich an der Prüfung ausrichten (cf. Biggs/Tang 2001: 198). Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass die Prüfungsformen, die Sie wählen, gut mit Ihren Lernzielen verzahnt sind (= Constructive Alignment). Dadurch orientiert sich automatisch auch das Lernen weniger motivierter oder sehr effizienter Studierender an den Lernzielen. Wenn Sie in Ihrer Lehrveranstaltung bspw. Lernziele formuliert haben, die mit höheren Taxonomieebenen in Zusammenhang stehen, die Prüfung aber nur aus Wissensfragen besteht, sind Lernziele und Prüfungsform nicht gut aufeinander abgestimmt. Das kann zu Frustration unter den Studierenden führen. Im Extremfall schließen Studierende daraus, dass der Besuch Ihrer Lehrveranstaltung zur Prüfungsvorbereitung nicht nötig ist.

Wie Sie Learning Outcomes, Lehrmethoden und Prüfungsformen aufeinander abstimmen, können Sie im Kapitel Learning Outcomes nachlesen. Eine Übersicht über unterschiedliche Prüfungsformen finden Sie in unter Leistungen überprüfen und beurteilen.

Wenn Sie die Learning Outcomes, Inhalte und Methoden festgelegt haben und wissen, welche Prüfungsformen Sie einsetzen werden, ist der nächste Schritt die Verteilung der Lernziele über das Semester. Dazu ordnen Sie zunächst die definierten Lernziele den einzelnen Einheiten zu. Beginnen Sie dabei mit den wichtigsten Lernzielen und ergänzen Sie dann weniger wichtige Lernziele. Versuchen Sie dabei die Zeit möglichst realistisch einzuschätzen. Lernziele, die Sie in Ihrem Plan nicht mehr unterbringen, sollten Sie weglassen und gegebenenfalls während des Semesters noch integrieren, falls Sie besonders schnell vorankommen.

Eine Möglichkeit zur Gestaltung des Semesterplans ist für jeden Termin eine Zeile vorzusehen und dann Lernziele, Methoden und Prüfungsform zu ergänzen. Sie sollten den Semesterplan jedenfalls so gestalten, dass er für Sie gut nutzbar ist.

In der Planung für die einzelnen LV-Einheiten sollten nun neben den Learning Outcomes und den Inhalten auch die Methoden und eine zeitliche Einschätzung festgehalten werden. Ebenso wie eine durchdachte Strukturierung der Lehrveranstaltung, ist die Zeiteinteilung ein zentraler Punkt für das Gelingen einer Lehrveranstaltung. Ein guter Zeitplan verhilft Ihnen zu stressfreiem Lehren und einer entspannten Arbeitsatmosphäre in der Lehrveranstaltung.

Jede Einheit sollte in die drei Phasen „Einstieg“, „Arbeitsphase“ und „Abschluss“ gegliedert sein. Weniger erfahrene Lehrende planen häufig die Arbeitsphase sehr genau, Einstieg und Abschluss geraten aber zu kurz, obwohl die beiden Phasen für die Motivation der Studierenden, als Hilfe bei der Strukturierung und zur Sammlung der zentralen Inhalte sehr wichtig sind (cf. Ulrich 2016: 49).

Möglichkeiten, wie Sie die beiden Phasen gestalten können (cf. Mendzheritskaya et al. 2018: 75):

  • Einstieg: Präsentation der Learning Outcomes der Einheit, Verortung der Einheit in Relation zur gesamten Lehrveranstaltung, Vorstellung der Struktur der Einheit, Bezug zu aktuellen Themen herstellen
  • Abschluss: Zusammenfassung der zentralen Punkte der Einheit, Ausblick auf die nächste Woche  

Den Plan für die einzelnen Einheiten sollten Sie so anlegen, dass er Sie bei der Vorbereitung und Durchführung der Einheit unterstützt. Ein Beispiel finden Sie in diesem PDF.

  • Legen Sie einen Plan mit einer Zeitschätzung für Ihre Einheit an: Strukturieren Sie Ihre Lehrveranstaltung dazu in verschiedene Abschnitte, wie zum Beispiel Input, Gruppenarbeit, Ergebnispräsentation etc. Schätzen Sie vorab die Dauer dieser Abschnitte. Notieren Sie danach, wie lange die jeweiligen Abschnitte tatsächlich gedauert haben. So lernen Sie nach und nach, den Zeitbedarf immer besser abzuschätzen.
  • Planen Sie 10% Pufferzeit ein: Planen Sie so, dass Sie mindestens 10 % Pufferzeit einrechnen. So verhindern Sie, dass Sie unter Zeitdruck geraten und das Gefühl haben, Sie müssten sich beeilen, um mit dem Stoff durchzukommen.
  • Bleiben Sie flexibel: Angeregte Diskussionen der Studierenden, unerwartete Fragen oder Verständnisschwierigkeiten können Ihren Zeitplan durcheinanderbringen. Kritisches Reflektieren und Nachfragen der Lernenden und interaktive Beschäftigung mit dem Thema fördern aber den Lernerfolg. Aus diesem Grund lohnt es sich meist, Diskussionen und Nachfragen in der Einheit zuzulassen. Wenn Sie bei der Planung Ihrer Einheit von vornherein mehrere kürzere Abschnitte vorsehen und zwischen den unbedingt nötigen Inputs und Übungen auch immer wieder fakultative Teile einplanen, ist es einfacher etwas wegzulassen. Falls Sie sich trotz allem zu viel vorgenommen haben, verschieben Sie Teile am besten auf die kommende Sitzung.
  • Erarbeiten Sie ein zusätzliches Thema: Erarbeiten Sie ein 10-20 minütiges Thema, das Sie flexibel in jeder Einheit einbauen können, falls Sie einmal früher als geplant fertig werden. Das Thema sollte entweder einen sehr allgemeinen Charakter haben oder sehr spezifisch sein, sodass zur Bearbeitung keine bestimmten Vorkenntnisse nötig sind. Dadurch kann es variabel in Einheiten eingebaut werden.
  • Bieten Sie an, Fragen im Forum oder in der Sprechstunde zu beantworten: Informieren Sie die Studierenden darüber, dass Fragen per Mail oder im Forum gestellt werden können, wenn keine Zeit in der LV-Einheit bleibt. Teilen Sie ihnen außerdem Ihre Sprechstundenzeiten mit und bieten ihnen so die Möglichkeit, bestimmte Themen in diesem Rahmen in Ruhe zu klären und Unklarheiten zu beseitigen.

Quellen

Dee Fink, L., Creating Significant Learning Experiences. An Integrated Approach to Designing College Courses, Revised and Updated, San Francisco: Jossey-Bass 2013.

Hattie, J. A. C., Visible Learning, A synthesis of over 800 meta-analyses relating to achievement, London/New York: Routledge 2009.

Mendzheritskaya, J./I. Ulrich/M. Hansen/C. Heckmann, Gut beraten an der Hochschule. Wege zum besseren Lehren und Lernen, Stuttgart: Kohlhammer 2018.

S. n., "Zeitmanagement in der Lehre", Technische Universität Darmstadt, Hochschuldidaktische Arbeitsstelle, https://www.hda.tu-darmstadt.de/media/hda/pdf_4/didaktik_tipps_1/2014-02_Zeitmanagement_in_der_LV.pdf, 19.09.2019.

Svinivki, M./W. J. McKeachie, McKeachies’s Teaching Tips. Strategies, Research, and Theory for College and University Teachers, Belmont: Wadsworth 132011.

Ulrich, I., Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen, Wiesbaden: Springer 2016.


Empfohlene Zitierweise:
Lehrveranstaltung planen, Teaching & Learning Academy, Wirtschaftsuniversität Wien, https://learn.wu.ac.at/open/tlac/lvplanen, November 2019.


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