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Teachers Talk

Martin Lehner

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© Felix Büchele/FHTW

FH-Prof. Priv.-Doz. Dr. Martin Lehner ist Leiter des Departments Entrepreneurship & Communications an der Fachhochschule Technikum Wien. Als Didaktikexperte hat er zahlreiche Publikationen veröffentlicht, zuletzt zum Thema Mini-Aufgaben. In diesem Interview verrät er, was für ihn gute Lehre ausmacht, was ihm selbst in seiner Lehr-Karriere am meisten geholfen hat und teilt praktische Tipps für die Lehre.

Was macht für Sie gute Lehre aus?

Gut lehren kann man auf unterschiedliche Art. Man könnte sagen, was die Studierenden am Ende können, zählt. Da wären wir bei der Lernergebnisorientierung, die ich als sinnvolles Planungsinstrument betrachte, allerdings nicht als Allheilmittel. Wichtig ist, die Studierenden geistig in Schwung zu bringen. Das kann in Form einer Kleingruppenübung genauso gelingen, wie mit einem spannend erzählten Vortrag. Dabei ist darauf zu achten, dass möglichst alle Studierenden aktiv sind. Es reicht nicht, wenn immer dieselben mitarbeiten.

Ein weiteres Kriterium für eine gute Lehrveranstaltung ist der Umgang mit dem Stoffmengenproblem. Ist das Wesentliche erkennbar? Sind die Inhalte strukturiert? Gibt es gute Beispiele? Auch der Einsatz analoger und digitaler Medien spielt natürlich eine Rolle. In einer guten Lehrveranstaltung gibt es in der Regel keine Powerpoint-Monokultur, sondern eine gezielte Ansprache der Studierenden. Mehrere Zugänge zu einem Sachverhalt erhöhen die Chance, dass die Studierenden den Inhalt später auch abrufen und nutzen können.

Was hat Ihnen selbst in Ihrer Lehr-Karriere am meisten weitergeholfen?

Weitaus am meisten habe ich gelernt, als ich gemeinsam mit meinem Berliner Doktorvater Klaus W. Döring in der betrieblichen Weiterbildung unterwegs war, vor allem in der Industrie und in der öffentlichen Verwaltung. Wir haben didaktische Themen in Seminaren vorgestellt und mit den Teilnehmer*innen bearbeitet. Dabei habe ich erfahren, dass gute Lehre auch von Begeisterung und Leidenschaft lebt. Man muss Lust haben, zu lehren und an dem, was man lehrt. Wenn das vorhanden ist, kann man auch methodisch viel ausprobieren. Natürlich setzt man dann nur solche Dinge ein, die einem selbst Freude bereiten.

Die wichtigste didaktische Leitlinie, die ich gelernt habe, heißt auch heute noch in meinen Seminaren „Ein- und Ausatmen“. Dabei wird in heuristischer Weise zwischen Lernphasen, die eher kognitiv rezeptiv („Einatmen“), und solchen, die eher kognitiv aktiv („Ausatmen“) sind, differenziert. Eine stimmige Planung lässt sich daran erkennen, dass Einatmen und Ausatmen sich abwechseln.

Gibt es eine „Miniaufgabe“, die Sie besonders nützlich finden/die Sie am öftesten einsetzen? Warum?

Stellen Lehrende sogenannte Quizfragen, wird darin häufig Faktenwissen abgefragt. Gute Mini-Aufgaben sind aber vor allem verständnisorientiert. Das kann man am Beispiel nachvollziehen: In einer ersten Frage gilt es zu beantworten, was mit einer Metallplatte passiert, die sich erwärmt. Dehnt sie sich aus, wird sie kleiner, oder bleibt sie gleich groß? Diese Frage werden die meisten Personen vermutlich richtig mit der ersten Möglichkeit beantworten. Etwas komplexer ist der zweite Teil der Aufgabe, in der eine Metallplatte mit Loch in der Mitte erwärmt wird. Was passiert nun mit dem Loch? Wird dieses größer, kleiner, oder bleibt gleich? Die richtige Antwort findet nur, wer den Sachverhalt auch verstanden hat.

Haben Sie Tipps für die Lehre, die Sie gerne mit WU-Lehrenden teilen möchten?

Tipp Nr. 1: Es gibt so etwas wie eine Vollständigkeitsfalle. Wenn man das Ziel hat, viel Stoff zu vermitteln, dann kann man alles nur sehr oberflächlich behandeln. Es kann befreiend sein zu verstehen, dass man nicht alles, was man weiß, auch lehren muss. Wichtig ist aber, ein Überblickswissen zu vermitteln und das schon frühzeitig im Lernprozess, damit die Studierenden assoziieren können. Und dann empfiehlt es sich, nur in ausgewählten Bereichen in die Tiefe zu gehen. (siehe Workshop: Viel Stoff - wenig Zeit: Wege aus der Vollständigkeitsfalle an der WU)

Tipp Nr. 2: Es heißt oft, dass kognitive Aktivierung hilfreich sei, und dazu seien schwierige Aufgaben besonders geeignet. Ich halte gern mit einer Frage dagegen, die mein Gegenüber manchmal verblüfft: Was wissen Sie über den 12. Februar 1351? Nichts! Die Fragestellung ist eben nicht nur schwierig, sondern aktiviert vor allem keinerlei Vorwissen. Damit überhaupt eine Aktivierung in Gang kommen kann, muss der Zugang zum Stoff für die Lernenden möglich sein. So könnte eine Frage nach der Lektüre dieses Artikels etwas lauten: Welchen Zusammenhang könnte es zwischen dem sogenannten Stoffmengenproblem und den Mini-Aufgaben geben?