Teachers Talk
Michael Posch
Michael Posch, MSc (WU), vom Institut für Wirtschaftspädagogik ist Lehrpreisträger der Exzellenten Lehre 2019 und gibt in diesem Interview Einblicke in seine Erfahrungen mit Großlehrveranstaltungen und den Herausforderungen, die mit hohen Studierendenzahlen einhergehen. Wie er damit umgeht und was an seiner Art zu Unterrichten bei den Studierenden besonders gut ankommt, verrät er im Interview. |
Was macht für Sie gute Lehre aus?
Im Allgemeinen steht für mich fast immer eine gute Erklärung und der damit verbundene Lernerfolg der Studierenden an erster Stelle. Als Lehrende/r sollte man sich zum Ziel setzen, dass die Studierenden nicht nur verstehen, was sie gerade hören, sondern sich auch bewusst werden, warum sie das Ganze überhaupt lernen. Dazu ist ein fundiertes Fachwissen der/des Lehrenden natürlich sehr wichtig. Gleichzeitig kommt es aber auf das fachdidaktische Know-How an, um die Inhalte einer Lehrveranstaltung - gerade für Studierende ohne große Vorkenntnisse - abwechslungsreich und verständlich herunterbrechen zu können. Meiner Meinung nach ist hierbei der gezielte Einsatz von guten Beispielen, die nicht nur für die Studierenden verständlich sind, sondern gleichzeitig auch einen realistischen Bezug zur Praxis aufweisen, enorm wichtig.
Davon abgesehen hilft es ungemein, authentisch zu sein und sich nicht zu verstellen. Mit Humor kann man die Studierenden gut abholen und eine Atmosphäre erzeugen, in der sich alle wohlfühlen. Wichtig ist dabei auch die Begegnung auf Augenhöhe – es ist für mich selbstverständlich alle Studierenden mit Respekt zu behandeln, Fragen aller Art und zu jeder Zeit zuzulassen und mir in manchen Fällen auch extra Zeit zu nehmen, um Unklarheiten zu besprechen und aus dem Weg räumen zu können. Letztlich sollte jede/r Lehrende dazu in der Lage sein konstruktives Feedback der Studierenden anzunehmen und dies als Möglichkeit sehen, die Lehrveranstaltungen noch besser machen zu können.
Worin sehen Sie die besondere/n Herausforderung/en in Großlehrveranstaltungen?
Eine Großlehrveranstaltung ist anonymer und distanzierter im Vergleich zu einer kleinen Gruppe, daher stellen die Aktivierung sowie die individuelle Förderung und Forderung von allen Studierenden wesentliche Herausforderungen dar. In einer Großlehrveranstaltung stehe ich immer vor der Schwierigkeit, dass ich allen Studierenden das Gefühl geben möchte, dass diese im Hörsaal trotz hunderter Kolleg/inn/en nicht nur eine Matrikelnummer sind, sondern dass auch hier ein persönlicher Bezug möglich ist und auf einzelne Fragen und Probleme eingegangen werden kann. Dazu ist wiederum die Atmosphäre von wichtiger Bedeutung, da mir wichtig ist den Studierenden das Gefühl zu geben, dass sie immer Fragen jeder Art stellen dürfen. Das gibt mir auch die Gelegenheit, dass ich nochmal auf etwaige Missverständnisse eingehen kann.
Es kann aber auch sein, dass manche Personen sich nicht trauen, in einer Vorlesung mit 180 Personen Fragen zu stellen. Hier ist es mir wichtig, den Studierenden die Möglichkeit zu geben, auch nach der Vorlesung oder anonym auf einer Onlineplattform Fragen stellen zu können. Ich fasse diese dann anschließend zusammen und gehe darauf in der nächsten Einheit ein. Manchmal verwende ich auch Ampelkarten in der Vorlesung, um so abfragen zu können, inwiefern die Studierenden die bisherige Erklärung verstanden haben. Sind viele rote oder gelbe Karten zu sehen, erkläre ich die Sachverhalte nochmals in einer anderen Art.
Was macht am Unterrichten in Großlehrveranstaltungen besonders Spaß?
Großlehrveranstaltungen machen gerade durch die existierenden Herausforderungen viel Spaß. Ich kann gleichzeitig sehr viele Personen erreichen und auch wenn nicht alle alles zu 100 % aus dem Unterricht mitnehmen, finde ich es toll, dass ich gleichzeitig bis zu 180 Personen etwas beibringen kann. Verschiedene Wissensstände der Studierenden können, müssen aber keine Herausforderung sein, wenn man zum Beispiel die Erfahreneren als Peers für Erklärungen oder zur Nennung von verständlichen Beispielen mehr in den Unterricht einbindet und somit alle davon profitieren können – ich eingeschlossen. Durch die große Anzahl an Studierenden können außerdem viele verschiedene Erfahrungen und Meinungen eingeholt werden, was Diskussionen sehr spannend macht.
Sehr aufschlussreich ist auch immer das umfangreiche Feedback im Rahmen einer Großlehrveranstaltung. Die Studierenden achten auf ganz viele verschiedene Dinge und nehmen teilweise sehr unterschiedliche Blickwinkel ein. Gerade für junge Vortragende ist so ein detailliertes Feedback enorm wertvoll – auch wenn die Studierenden ab und zu auch auf Dinge Wert legen, die mit der Lehre nicht wirklich etwas zu tun haben :-)
Was denken Sie gefällt den Studierenden an Ihrer Art zu unterrichten?
Basierend auf den Evaluierungen kommt meine Begeisterung zum Fach und zum Unterrichten an sich oft bei den Studierenden an bzw. wird an diese weitergegeben, was mich natürlich sehr freut. Genauso schön ist es, wenn die Studierenden meine Bemühungen honorieren, eine kollegiale Atmosphäre zu schaffen, in welcher sich alle trauen, nachzufragen, wenn etwas noch nicht ganz verstanden wurde. Gerade bei einer lang andauernden Vorlesung finde ich dies ungemein wichtig.
Es kann auch schon mal vorkommen, dass meine Erklärungen nicht so rüberkommen, wie ich mir das vorgestellt hatte. In so einem Fall versuche ich, andere Varianten und Methoden, zum Beispiel unterschiedliche Visualisierungen und Anschauungsmaterialien einzusetzen, um auf die verschiedenen Lerntypen der Studierenden einzugehen. Ich glaube das schätzen die Studierenden, vor allem, wenn dadurch komplexe Sachverhalte so verständlich wie möglich dargelegt und runtergebrochen werden können.
Was schätzen Sie an Ihrer Lehrtätigkeit besonders?
Ich schätze es sehr, dass ich als eher junger Vortragender schon die Möglichkeit habe, mein Wissen und meine Begeisterung für ein Fachgebiet an Studierende weitergeben zu dürfen. Es ist schön zu sehen, wie sich die Lehrtätigkeit und die entsprechenden Inhalte stetig weiterentwickeln und ich hoffe sehr, dass ich noch viele Jahre unterrichten darf :-)