Teachers Talk
Verena Madner
Univ.Prof. Dr. Verena Madner, Leiterin des Instituts für Recht und Governance und Co-Leiterin des Forschungsinstituts für Urban Management und Governance gibt in dieser Ausgabe Einblicke in ihre Lehre. 2020 wurde sie mit dem WU Award Innovative Lehre prämiert. In diesem Interview verrät sie, was ihre Lehre auszeichnet. |
Sie haben den Lehrpreis für Innovative Lehre gewonnen. Was macht für Sie gute Lehre aus?
Gute Lehre lebt von Leidenschaft und Neugier: Ich finde die Themen, die ich beforsche und unterrichte spannend und ich bin neugierig auf die Studierenden, die mir im Hörsaal gegenübersitzen; auf ihre Fragen und Sichtweisen. Außerdem bin ich überzeugt, dass Lehre nur gelingt, wenn man sich selbst und die Studierenden fordert, zugleich aber auch auf eine wertschätzende Atmosphäre achtet und aufmerksam im Auge behält, was die Studierenden gerade für ihren Lernfortschritt brauchen. Eine solche „responsive“ Lehr- und Lernumgebung zu gestalten und lebendig mit den Studierenden zu kommunizieren war unter den Bedingungen der Pandemie eine besondere Herausforderung.
Was zeichnet Ihr prämiertes LV-Design aus?
Den Lehrpreis habe ich für eine Lehrveranstaltung gewonnen, die ich mit Stefan Mayr, einem Senior Researcher am Institut, für die Distanzlehre weiterentwickelt habe. Dafür haben wir mit unterschiedlichen Medien und digitalen Plattformen drei „Lehrräume“ geschaffen: den „Hörsaal“, wo die Studierenden zeitlich begrenzt Zugang zu Lecturecasts/Podcasts hatten. Eine informelle Selbststudienzone für soziale Interaktion und Zusammenarbeit. Und schließlich einen „Seminarraum“ für interaktive Live-Einheiten. Wir haben digitale Lerntechnologie nicht beliebig kombiniert, sondern sehr sorgfältig abgewogen, welches Werkzeug kontinuierliches Lernen fördert. Um in den Live-Einheiten möglichst viel aus dem persönlichen Austausch herauszuholen, haben wir die Diskussionen mit Leitfragen strukturiert, intensiv moderiert, auch die Beiträge im Chat hereingeholt und Gruppen immer neu zusammengesetzt. Insgesamt hat sich bestätigt, dass eine Lehrveranstaltung unter den besonderen Bedingungen der Pandemie scheinbar Gegensätzliches unter einen Hut bringen muss: viel Struktur und zugleich viel Flexibilität.
Was hat Ihnen selbst in Ihrer Lehr-Karriere am meisten weitergeholfen?
Ich habe früh begonnen mir, über Standard-Fragebögen hinaus, strukturiert von den Studierenden in Gruppenarbeiten Feedback zu meiner Lehre einzuholen. Besonders viel gelernt habe ich auch von Co-Vortragenden und von meinem Team bei der gemeinsamen Entwicklung von Lehrveranstaltungen. Die Reflexion darüber was und wie wir lehren, bringt immer neue Einsichten.
Was schätzen Sie an Ihrer Lehrtätigkeit besonders?
Dass ich relevante und aktuelle Forschungsthemen präsentieren und kritisch reflektieren kann. Es ist ein besonderes Privileg, dabei ständig mit jungen Menschen und ihren Sichtweisen konfrontiert zu sein. Die Studierenden, die mir heute gegenübersitzen bringen ganz andere Herangehensweisen und Sichtweisen mit als diejenigen, die ich als junge Lehrende unterrichtet habe. Es ist ein Balanceakt, einerseits wertschätzend und offen Rückmeldungen aufzunehmen, zugleich aber das wovon man überzeugt ist beizubehalten und weiter aufzubereiten. Oft kann ich am Ende einer Lehrveranstaltung dann hören oder lesen: Jetzt verstehe ich, wie das alles zusammenhängt. Das ist dann für beide Seiten unglaublich motivierend.