Mitarbeit zählt: So gelingt die Beurteilung von Studierendenbeiträgen
In vielen Lehrveranstaltungen ist die Mitarbeit ein Beurteilungsbestandteil. Lebhafter Austausch und Interaktion sind für Lehrende und Studierende gleichermaßen motivierend und das Einbeziehen von Mitarbeitsleistungen in die Beurteilung kann die Motivation der Studierenden, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen, erhöhen. Fließt die Mitarbeit in die Note ein, stellen sich allerdings einige Fragen und Herausforderungen, die wir in diesem Artikel gerne näher beleuchten wollen.
Wie kann sichergestellt werden, dass alle Studierenden die Möglichkeit haben, sich zu beteiligen? Wie können Mitarbeitsleistungen in Lehrveranstaltungen mit prüfungsimmanentem Charakter gerecht bewertet werden? Und wie dokumentiert man mündliche Mitarbeit in großen Lehrveranstaltungen, ohne den Überblick zu verlieren? Wir haben einige praktische Tipps und Tricks zum Umgang mit Mitarbeitsleistungen zusammengestellt.
Nutzen Sie unterschiedliche Methoden, um Mitarbeitspunkte zu geben
Eine mögliche Lösung, um allen Studierenden die gleichen Chancen auf Mitarbeitspunkte einzuräumen, ist es unterschiedliche Methoden zu nutzen: Während mit mündlichen Beiträgen immer nur ein kleiner Teil der Studierenden zu Wort kommt, ermöglichen es kurze Aufgaben, Chats oder Quiz in Canvas oder anderen Tools wie Mentimeter auch in großen Lehrveranstaltungen, die Beiträge aller Studierenden abzufragen. So haben außerdem auch Studierende, die sich nicht gern zu Wort melden, die Chance Mitarbeitspunkte zu erhalten. Nebenbei erleichtern Beiträge, die über digitale Tools gesammelt werden, natürlich auch die Dokumentation und damit die Bewertung der Mitarbeit.
Mündliche Mitarbeitsleistungen bewerten
Vor allem, wenn die mündliche Mitarbeit beurteilt wird oder Bonuspunkte vergeben werden, ist es wichtig, dass Sie nicht immer die Studierenden aufrufen, die am schnellsten aufgezeigt haben. Geben Sie ausreichend Zeit nach einer Frage oder Aufgabe, damit alle Studierenden Zeit haben nachzudenken und sich zu melden. In kleineren Kursen können Sie auch „cold calls“ nutzen, d.h. Sie rufen Studierende auf unabhängig davon, ob sie sich zu Wort melden oder nicht. Voraussetzung dafür ist ein vertrauensvolles Klima in der Lehrveranstaltung, eine durchdachte Auswahl der Situationen, in denen cold calls eingesetzt werden, und die Ankündigung gegenüber den Studierenden, um ihnen die Vorbereitung zu ermöglichen (siehe nächster Tipp). Wenn Sie mündliche Mitarbeit in großen Gruppen bewerten möchten, erleichtert es Ihnen die Dokumentation, wenn Sie die Studierenden bitten, ihre Namen auf kleine Zettel zu schreiben, die Sie dann direkt nach einer Wortmeldung einsammeln können.
Ermöglichen Sie den Studierenden sich vorzubereiten
Es gibt unterschiedliche Gründe, warum sich Studierende nicht zu Wort melden. Einigen ist es unangenehm, vor einem großen Publikum zu sprechen, nicht-muttersprachliche Studierende haben möglicherweise Vorbehalte in der Fremdsprache zu antworten und wieder andere fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet. Ein One-Minute-Paper, bei dem Studierende ihre Antworten schriftlich formulieren oder Think-Pair-Share, um Gedanken vorab mit den Sitznachbar*innen zu teilen, können in vielen Fällen hilfreich sein. Studierende können dadurch ihre Antworten „testen“, bevor sie diese im Plenum teilen (Tanner 2013). Zusätzliches Lernmaterial und Pre-Assignments, die durch Mitarbeitspunkte honoriert werden, bieten sich an, damit sich Studierende besser auf den Austausch während der Präsenzeinheit vorbereiten. Je kompetenter sie sich fühlen, desto eher werden sich die Studierenden in der Lehrveranstaltung aktiv beteiligen (Mundt/Hänze 2023). Gleichzeitig steigt mit der Vorbereitung auch die Qualität der Wortmeldungen.
Machen Sie Ihre Erwartungen transparent und/oder lassen Sie die Studierenden selbst ihre Mitarbeit bewerten
Spezifizieren Sie, welche Form von Mitarbeit beurteilt wird, z.B. der Beteiligungsgrad bei Diskussionen oder Gruppenarbeiten, die thematische Vorbereitung für die Lehrveranstaltung oder Synthese- und Analyseleistungen direkt in der Einheit. Um die Qualität der (mündlichen) Mitarbeit fair, einheitlich und transparent zu beurteilen, können Rubrics (Beispiel Rubric: Expectations for class participation, UNSW Sydney) eingesetzt werden. Für Studierende wird dadurch transparent, was von ihnen erwartet wird. Rubrics lassen sich außerdem gut nutzen, um Studierende dabei anzuleiten ihre eigene Mitarbeitsleistung zu beurteilen. Das kann zu besseren Lernleistungen führen und außerdem die Qualität und Frequenz der Beiträge erhöhen (cf. Howard 2015).