6.2 Peer- und Self-Assessment
Um Lernfortschritte von Studierende zu fördern, eignen sich sowohl Peer- als auch Self-Assessments. Beide Varianten führen zu einer kritischen Auseinandersetzung und Reflexion der eigenen Leistung und die der Peers. Studierende lernen dadurch, Leistungen anhand objektiver Kriterien zu bewerten und Verbesserungsmöglichkeiten zu erkennen. Welche Vorteile die verschiedenen Assessmentformen bieten und wie Sie diese in der Lehre einsetzen können, erfahren Sie hier.
Peer-Assessment
Beim Peer-Assessment werden Rückmeldungen auf Leistungen nicht von Lehrenden an Lernende gegeben, sondern erfolgen ausschließlich unter Lernenden. Das Peer-Assessment lässt sich für nahezu alle studentischen Arbeiten einsetzen, z. B. Präsentationen, Essays, Berichte oder andere Assignments. Gegenseitiges Feedback anhand definierter Kriterien kann Studierenden zu unterschiedlichen Zeitpunkten vielfältige Perspektiven auf ihre eigene Arbeit eröffnen. Da das Feedback von einer Person kommt, die einen ähnlichen Status in Bezug auf den Lernprozess und einen vergleichbaren Entwicklungsstand hat, wird das Feedback als weniger bedrohlich wahrgenommen. Dadurch fällt das Selbsteingeständnis von Fehleinschätzungen leichter.
Nutzen des Peer-Assessments in der Lehre
Peer Assessments fördern selbstgesteuertes und kollaboratives Lernen. Studierende werden dabei aktiv im Lehr- und Lernprozess eingebunden. Peer-Feedback soll Ihr Feedback zwar nicht gänzlich ersetzen, ermöglicht es aber, dass Studierende mehr und, wenn beabsichtigt, auch häufiger Feedback erhalten. Sie sparen zudem Zeit beim Beurteilen, da Sie studentische Arbeiten erhalten, die aufgrund der Feedbackschleifen durchdachter und strukturierter sind.
- Angeleitete Peer-Assessments ermöglichen Studierenden, sich sowohl gegenseitig bei der Herstellung der studentischen Arbeiten wie Seminararbeiten, Präsentationen und Texte zu unterstützen, als auch die Zusammenarbeit in den Gruppen zu optimieren.
- Gegenseitiges studentisches Feedback führt zu einem fokussierten fachlichen Austausch unter den Studierenden. Durch das Feedbackverfahren werden daher sowohl Fachwissen als auch methodische Kompetenzen erworben, denn gute Herangehensweisen können aufgegriffen und umgekehrt können Fehler der Peers zukünftig selbst vermieden werden.
- Durch Peer-Assessment werden zentrale akademische Verfahrensweisen erlernt: eigene wie fremde Arbeiten kritisch zu analysieren und zu beurteilen. Kompetenzen wie das Geben von konstruktivem Feedback, Reflexion und die Beurteilung anderer Leistungen stellen für Studierende wichtige Transferable Skills dar.
Einsatzmöglichkeiten
Das grundsätzliche Prinzip bei Peer-Assessment-Verfahren besteht darin, dass Studierende die Arbeiten ihrer Peers beurteilen. Einsatzmöglichkeiten bestehen dabei:
- 1:1 Review: Zuordnung der Studierenden als dyadische Paarung: Die Studierenden korrigieren sich gegenseitig als Autor*in und Gegenleser*in.
- 2-3 Reviewer*innen: Zuteilung von 2-3 Reviewer*innen zu der Bewertung von einer Studierendenarbeit.
- Peer-Zirkel: Die Studierenden werden in Kleingruppen von 3-5 Personen eingeteilt, innerhalb einer Kleingruppe bewertet jede*r Studierende die Arbeit jeder*s anderen Studierenden.
- Gruppen-Review: Innerhalb einer Gruppe wird gemeinsam etwas erarbeitet und sowohl das Endergebnis als auch die Zusammenarbeit von jedem Mitglied der Gruppe bewertet und kommentiert. TIPP: Hier kann auch der Prozess der Zusammenarbeit als Gruppe bewertet werden.
- Komitee Review: Eine Studienleistung eines*r Studierenden wird von unterschiedlichen Personen unabhängig voneinander bewertet. Je nach Gruppengröße in einer Lehrveranstaltung können hier zuvor auch Kleingruppen gebildet werden.
- Reviewkomitee: Einbindung von höhersemestrigen Studierenden, die ein Reviewkomitee stellen und alle Studierendenarbeiten beurteilen.
Peer-Assessmentformen
Peer-Assessment kann in Form eines Peer Feedbacks sowohl als Feedbackmethode (formativ), als auch in Form eines Peer Gradings oder Peer Ratings zur Benotung von (Gruppen-)arbeiten (summativ) eingesetzt werden.
Peer Feedback
Was? |
Im Rahmen des formativen Peer Feedbacks erhalten Studierende während des Lernprozesses Rückmeldungen auf ihre Leistungen von anderen Studierenden. Ziel ist es, Lernfortschritte zu erwirken und Informationen zum aktuellen Lernstand und zu Verbesserungsmöglichkeiten zu erhalten. Peer Feedback lässt sich in zwei Arten unterscheiden. Das „Feedback durch Resonanz“, dazu zählen rein beschreibende Rückmeldungen, um herauszufinden, wie z. B. ein Text auf Leser*innen wirkt und ob dieser so wie intendiert verstanden wurde oder ein Feedback mit Bewertungen und Verbesserungsvorschlägen („Ratgebendes Feedback“), das u. a. auf folgende Aspekte und Fragen eingeht:
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Vorteile für Lehrende |
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Vorteile für Studierende |
Peer Feedback fördert u. a. folgende Fähigkeiten der Studierenden:
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Einsatzszenarien |
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Wichtig beim Einsatz vom Peer Feedback |
Vorbereitung: Studierende müssen sich erst in die Rolle des*der Feedbackgebenden einfinden. Eine Rollenklärung, Transparenz in Bezug auf die Anforderungen und die Verwendung eines Kriterienkataloges (Rubrics, Feedback-Leitfadens) können hier hilfreiche Maßnahmen zu Beginn des Peer Feedback-Verfahrens sein und zu einer positiven Feedbackkultur beitragen.
Durchführung:
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Tipp |
Informationen und Hinweise zu Feedback finden Sie im Kapitel Leistungen beurteilen und Feedback geben. |
WU-Hinweis |
Peer Feedbacks können auch online in MyLEARN mit der Lernaktivität „Peer Review“ durchgeführt werden. Das Tool bietet eine Vielzahl an Möglichkeiten und unterschiedlichen Varianten, wie 1:1 Review, Gruppenfeedback und „Back-Feedback“. Gemäß Ihrer Vorgaben (z. B. Anzahl der Reviews pro Person) kann die Zuordnung der Peers auch randomisiert erfolgen. Mehr Informationen dazu finden sich im MyLEARN-Guide. |
Peer Grading und Peer Rating
Was? |
Das summative Peer-Assessment hat das Ziel, die Leistung eines*einer anderen Studierenden zu beurteilen. Die Rückmeldung steht am Ende eines Lernprozesses mit dem Ziel, diesen abschließend zu bewerten. Studierende werden somit aktiv in den Beurteilungsprozess eingebunden. Peer Grading kann bei Teilleistungen während des Semesters z. B. bei Präsentationen und Home-Work-Assignments eingesetzt werden oder aber auch in Form eines Peer Ratings für Gruppenarbeiten. |
Vorteile für Lehrende |
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Vorteile für Studierende |
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Beispiele für Einsatzszenarien des Peer Ratings in Gruppen |
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Wichtig beim Einsatz vom Peer Grading |
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Tipp | Weitere Informationen zu Beurteilungsmethoden und Kriterien, die Sie auch für das Peer Grading heranziehen können, finden Sie unter Leistungen beurteilen und Feedback geben. |
WU-Hinweis |
In MyLEARN haben Sie die Möglichkeit, Peer Rating online gestützt durchzuführen. Dabei können innerhalb der Gruppe sowohl der Prozess der Gruppenarbeit (Mitarbeit und Zusammenarbeit der Mitglieder) als auch die individuellen Leistungen beurteilt werden. Mehr Informationen dazu finden sich im MyLEARN-Guide. |
Weiterführendes |
Zur Unterstützung der Studierenden, können Sie nicht nur Kriterien vorgeben, sondern vorstrukturierte Beurteilungsbögen ausgeben, z. B. |
Self-Assessment
Self-Assessment bedeutet, dass Studierende ihre eigenen Fähigkeiten reflektieren und evaluieren. Wie Sie Self-Assessment-Formen in Ihrer Lehre einbinden und optimal durchführen, erfahren Sie hier.
Was? | Ein Self-Assessment ermöglicht es den Studierenden anhand vordefinierter, objektiver Kriterien ihre eigene Leistung zu reflektieren und zu beurteilen. Self-Assessments haben meist einen formativen Charakter. |
Wofür? |
Self-Assessment fördert u. a. folgende Fähigkeiten der Studierenden:
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Wie? |
Wie kann ein Self-Assessment angeleitet und durchgeführt werden?
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Beispiele für Self-Assessment Varianten |
Begleitendes Self-Assessment: Sie können Studierende dazu anhalten, während des Arbeitsprozesses (bspw. während dem Verfassen einer Seminararbeit) fortlaufend Positives, Schwierigkeiten, Ideen und offene Fragen festzuhalten und können dann begleitendes Feedback zu diesen Notizen geben. Überlegen Sie, wie und wann Sie auf das Self-Assessment Bezug nehmen (z. B. bei Coachingterminen, in einem schriftlichen Kommentar oder durch Peers).
Abschließendes Self-Assessment: Lassen Sie die Studierenden anhand von Beurteilungskriterien oder von Leitfragen Ihre Leistung zum Abschluss selbst einschätzen. Legen Sie diese Einschätzungen als Bestandteil der Arbeit fest, jedoch nicht als Teil der Beurteilung (Note). Nehmen Sie auf die Selbsteinschätzung der Studierenden in Ihrem abschließenden Feedbackkommentar Bezug.
Beispiel für Leitfragen für das Self-Assessment einer Seminararbeit:
Selbsteinschätzung der Note aufgrund von Feedback: Eine weitere Möglichkeit ist es, dass Studierende zwar Feedback von Ihnen bekommen, jedoch ihre Note mit Hilfe des erhaltenen Feedbacks selbst einschätzen müssen. Die Beurteilung durch Sie wird erst später bekannt gegeben.
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WU-Hinweis |
Das Peer-Review Tool in MyLEARN kann auch als Instrument für die „Angeleitete Selbstreflexion und Selbstbeurteilung“ eingesetzt werden. Studierende haben z. B. die Option, sich die eigene Abgabe nochmals in Hinblick auf eine vorgegebene Fragestellung anzusehen, um die Arbeit zu verbessern. Mehr Informationen dazu finden sich im MyLEARN-Guide. |
Weiterführendes |
Überblick über Self-Assessment und die Einsatzmöglichkeiten |
Quellen
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University of New South Wales, Student Self-Assessment, in: https://teaching.unsw.edu.au/self-assessment, 2018, 26.09.2019
Writing Center, Texas A & M University, Peer Response, in: https://writingcenter.tamu.edu/Students/Writing-Speaking-Guides/Alphabetical-List-of-Guides/Revising-Editing/Peer-Response, 09.04.2021
Peer- und Self-Assessment, Teaching & Learning Academy, Wirtschaftsuniversität Wien, https://learn.wu.ac.at/open/tlac/assessment, Dezember 2021.
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