Scholarship of Teaching & Learning
Lernmotivation durch kleine Anreize stimulieren
Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) – ein Begriff der sich mit „Forschung zum eigenen Lehren“ nur sperrig ins Deutsche übersetzen lässt – ist die wissenschaftliche Befassung von Hochschullehrenden mit der eigenen Lehre und/oder dem Lernen der Studierenden. Das Ziel ist dabei, die gewonnenen Erkenntnisse einem Fachpublikum zugänglich zu machen, d.h. sie zu publizieren. Speziell in den USA, in Großbritannien und in den skandinavischen Ländern besteht eine recht gut etablierte Community der „scholars of teaching and learning“. Auch an der WU gibt es einige Beispiele der Forschung über die Lehre im eigenen Fach, die wir in den nächsten Ausgaben gerne vor den Vorhang holen möchten.
Zu Beginn stellen wir heute eine Publikation vor, die sich mit Belohnungen für Studierende und ihrer Auswirkung auf die Lernmotivation beschäftigt.
Belohnungen und Motivation
Gerhard Furtmüller und Christian Garaus haben 2016 die Ergebnisse ihrer Studie zur Anregung der Lernmotivation in den renommierten Journals „Harvard Business Review“ und „Academy of Management Learning and Education“ publiziert. Die beiden Autoren konnten zeigen, dass sich kleine Belohnungen positiv auf die Lernmotivation der Studierenden auswirken. Das ist insofern bemerkenswert, als bisher davon ausgegangen wurde, dass externe Belohnungen, wie beispielsweise Bonuspunkte für Hausübungen, die autonome, intrinsische Motivation verdrängen.
Quasi-Experiment in PFO
Diese Erkenntnis haben die beiden Autoren mit Hilfe eines Quasi-Experiments in der Lehrveranstaltung „Personal, Führung, Organisation“ gewonnen. Dazu wurden den 683 Studierenden des zweiten Halbsemesters acht freiwillige Hausübungen auf Learn@WU angeboten, für die sie jeweils bis zu 0,7 Punkte erreichen konnten. Das Punktemaximum in der LV betrug 120 Punkte – es handelte sich also wirklich um sehr kleine Anreize. Als Kontrollgruppe diente die LV des vorhergehenden Halbsemesters, in der die 652 Studierenden zwar ebenfalls die acht freiwilligen Hausübungen machen konnten, dafür allerdings keine Punkte bekamen.
Kleine Anreize erhöhen die autonome Motivation
Die Untersuchung zeigte, dass in der belohnten Gruppe nicht nur bis zu vier Mal mehr Studierende die Hausübungen bearbeiteten, sondern dies auch noch mit einer um 10 % besseren Qualität geschah. Zusätzlich waren die Studierenden auch aktiver in den auf der Lernplattform angebotenen Übungen, die nicht belohnt wurden – die Anzahl der Kontrollfragen, die gelöst wurden, erhöhte sich ebenfalls um 30%. Kleine Belohnungen führen also dazu, dass die intrinsische Motivation zu lernen steigt.
Erklären lässt sich dies dadurch, dass die kleinen Anreize zu gering sind, als dass die Studierenden ihr eigenes Verhalten damit rechtfertigen könnten. Das zwingt die Studierenden sich mit anderen möglichen Erklärungen zu beschäftigen – etwa Interesse an der Materie oder Freude an den Aufgaben selbst. Dies führt schließlich dazu, dass die Studierenden eine intrinsische Motivation entwickeln.
Gerade im Online-Kontext trägt mit Sicherheit auch zu diesem Ergebnis bei, dass die Bewertung durch Punkte einen Anhaltspunkt dafür gibt, wie gut man performt hat: Die Bonuspunkte dienen als Ersatz für persönliches Feedback. Dies unterstützt die Selbst-Effizienz und fördert Interesse und Durchhaltevermögen beim Lernen.